Wie bereits berichtet, wurde den Vienna D.C. Timberwolves in der Playdown-Serie der bet-at-home Basketball Superliga gegen die Arkadia Traiskirchen Lions der Sieg in Spiel zwei zugesprochen. Die Wolves führen in der Best-of-five-Serie mit 2:0.
Trotz mehrmaligem Entgegenkommen von Seiten der Timberwolves, haben sich die Arkadia Traiskirchen Lions nun dazu entschlossen, öffentlich das „Verhalten der Timberwolves und der Liga“ zu kritisieren.
Vorweg: Wir verstehen die Frustration der Lions. Dass gerade in dieser entscheidenden Saisonphase, in der es noch dazu um den so wichtigen Klassenerhalt geht, das Coronavirus zuschlägt und die sportliche Situation (und zwar auf beiden Seiten) massiv beeinflusst, ist bitter. Darum stehen die Wölfe möglichen fairen Lösungsvorschlägen wie etwa einer Aufstockung der Liga sehr positiv gegenüber.
Dass sich dieser Frust der Lions nun auf die Timberwolves entlädt und die Wolves als unfaire Sportsmänner dargestellt werden, ist aus unserer Sicht jedoch unverständlich, ja eigentlich sogar ungeheuerlich, angesichts der Ereignisse der letzten Wochen, die wir nun hier kurz darstellen möchten.
Eine Chronologie
Am 4. April, einen Tag nach dem Wolves-Sieg in Spiel eins, klagte ein Timberwolves-Spieler über Symptome, er wurde positiv getestet. Umgehend wurden Liga und Lions informiert. Die Wölfe betrieben in der Folge einen enormen Aufwand, testeten alle Spieler und Betreuer vor jedem Training, auch mehrere PCR-Tests pro Person wurden veranlasst, die zunächst allesamt negativ ausfielen.
Am 9. April, zwei Tage vor dem ursprünglichen Termin von Spiel zwei, wurde ein Lions-Spieler positiv getestet. Aufgrund der Kurzfristigkeit, gemeinsamen Autofahrten und der Gefahr einer Cluster-Bildung stimmten die Timberwolves aus Sicherheitsgründen einer Verschiebung zu, obwohl das Liga-Konzept (dem alle Vereinsvertreter vor Saisonstart und erneut vor Start der Playdown Serie explizit zugestimmt haben) diese Option zu diesem Saison-Zeitpunkt gar nicht vorsieht.
Die Lions, die später einen zweiten positiven Fall vermeldeten, besprachen mit der BSL eine Vorgangsweise für die darauffolgende Woche, das Training sollte am Mittwoch nach erfolgten PCR-Tests mit den negativen Spielern wieder aufgenommen werden, damit das Spiel am folgenden Wochenende stattfinden hätte können. Leider entschieden die Traiskirchen Lions eigenmächtig und ohne Rücksprache mit der Liga bzw. uns, sich nicht an diese Vereinbarung zu halten und das Training komplett auszusetzen. Angemerkt sei, dass es die gesamte Saison über bei allen BSL-Teams Usus war, in so einem Fall mit den negativ getesteten Spielern weiter zu trainieren. Das Einstellen des gesamten Trainingsbetriebes bei ein bis zwei Fällen hätte zur Folge gehabt, dass heuer keine reguläre Meisterschaft gespielt werden hätte können. Die Timberwolves und die Liga wurden am Freitagvormittag, also einen Tag vor dem geplanten neuen Spieltermin, vor vollendete Tatsachen gestellt, dass Traiskirchen also nicht trainiert hat, obwohl dies aufgrund der Spitzensport-Verordnung natürlich möglich gewesen wäre. Daraufhin haben sich die Wölfe mit den Managern der Lions darauf geeinigt, dass das Spiel erneut verschoben wird, und zwar von Samstag auf Sonntag, um dem Gegner noch zwei Trainings zu ermöglichen.
Auch diese Vereinbarung wurde im Nachhinein von anderen Verantwortlichen der Lions gekippt. Traiskirchen entschied sich jedenfalls bewusst dafür nicht anzutreten – bereits von der Liga in Kenntnis gesetzt, dass das Spiel somit strafverifiziert werden würde. Danach vermeldeten die Lions zwei weitere positive Fälle. Die Timberwolves haben auf die finanzielle Kompensation, die aus einer solch kurzfristigen Absage anfallen würde, aus Fairness-Gründen übrigens verzichtet.
Verschiebungen als klarer Nachteil
Die Timberwolves haben sich dazu entschlossen, einer weiteren, dritten Verschiebung nicht zuzustimmen, da die Wahrscheinlichkeit eines sportlichen Nachteils sehr groß gewesen wäre bzw. auch bei der ersten Verschiebung schon eingetreten ist: Auch bei den Timberwolves wurde nach unzähligen Schnell- und PCR-Tests ein weiterer Spieler aus den ersten Sieben der Rotation vor einigen Tagen per PCR positiv getestet – glücklicherweise mit hohem CT-Wert und auch symptomlos. Dieser Spieler wäre zum ursprünglichen Termin zur Verfügung gestanden, jedoch für das Wochenende 17./18.4. definitiv ausgefallen.
Es wurde von Beginn weg klar kommuniziert, dass eine bewusste Benachteiligung des eigenen Teams im Kampf um den Klassenerhalt nicht in Kauf genommen werden kann. Nicht beantwortet werden konnte auch die Frage, was passieren würde, wenn sich die Situation auch in ein bis zwei Wochen nicht bessern würde bzw. dann vielleicht das andere Team stärker von Ausfällen betroffen und eine weitere Verschiebung ohnehin unmöglich sein würde. Die Regelung der Liga ist dahingehend zwar hart, aber eben wohl auch aus diesen Gründen so getroffen worden. Auch wenn sich die BSL-Verantwortlichen diesbezüglich bislang öffentlich zurückhaltend geäußert haben, gaben sie den Timberwolves bei den Besprechungen klar Recht.
Gesundheit an erster Stelle
Von Traiskirchen-Manager Ernst Nemeth wurden die positiven Fälle seines Teams „wahrscheinlich sogar als Nachschlag von diesem Spiel“ bezeichnet. Man darf natürlich spekulieren, wo das Virus herkommt – das halten wir aber für nicht korrekt. Ebenso nicht korrekt wäre es von uns darauf hinzuweisen, dass unser letztes Spiel vor unserem ersten Fall eben auch gegen Traiskirchen stattgefunden hat. Was jedoch bemerkenswert ist, dass obwohl der Ursprung offenbar bei uns gesehen wird, wir in der Folge nur einen weiteren Fall zu verzeichnen hatten. Dieser konnte dank mehrfacher PCR- und täglicher Schnelltests maximal frühzeitig erkannt, isoliert und damit eine weitere Ausbreitung im Team verhindert werden. Wir wissen, dass dieser Aufwand von anderer Seite, trotz mündlicher Vereinbarung, nicht betrieben wurde, obwohl wir in stundenlangen Telefonaten den Lions sogar Tipps bzgl. Testungen und im Umgang mit den Behörden gegeben haben.
Immer wieder wird von den Lions darauf hingewiesen, dass die Gesundheit an oberster Stelle stehen muss. Dem schließen wir uns an, wir haben deshalb einen enormen Mehraufwand in Kauf genommen, um die Gesundheit unserer Spieler (und damit auch die der Gegner) bestmöglich zu gewährleisten. Infiziert gewesene Spieler kehren erst nach Einhaltung eines international empfohlenen Protokolls und nach Absolvierung eines sportmedizinischen Tests zurück. Dennoch wäre uns nie in den Sinn gekommen, auf Grund von zwei Ausfällen ein Antreten zu verweigern. Sportliche Fairness ist unter diesen Schwierigkeiten schwer zu gewährleisten, ein willkürlicher Umgang mit den Regelungen würde daran jedoch wenig ändern, im Gegenteil.
Kompromisse und Gespräche wurden gesucht
„Wir waren immer bemüht, kompromissbereit zu sein. Wir haben auch in intensiven Gesprächen mit der Liga und den Lions direkt versucht, Lösungen zu finden und haben auch welche erarbeitet. Diese wurden allerdings nicht angenommen. Wir haben uns die gesamte Saison strikt an Regeln und Vorgaben gehalten und uns immer bemüht, Verschiebungen bestmöglich zu vermeiden, auch wenn uns dadurch mehrmals ein grober sportlicher Nachteil entstanden ist. Das trifft auf das BSL- und das BDSL-Team ebenso zu wie auf die Nachwuchsteams. Wir sind vor einigen Monaten sogar in der Nacht nach Salzburg gefahren, um PCR-Tests abzugeben, um ein BSL-Spiel stattfinden lassen zu können, bei dem wir gewusst haben, dass uns zwei Spieler fehlen würden. Wo Verschiebungen sinnvoll und machbar waren, haben wir diesen ohne zu zögern zugestimmt. In einem professionellen Umfeld, wie es die Bundesliga ja sein sollte, dürfen wir erwarten, dass sich auch unsere Spielpartner an das Regelwerk halten. Deswegen waren wir nicht bereit, nachdem wir bereits zwei Mal einen Kompromiss eingegangen waren, einer dritten Verschiebung zuzustimmen. Hinter dieser Entscheidung stehen Management, Vorstand, Staff und Team geschlossen und mit Überzeugung“, erklärt General Manager Aldin Saracevic.
Nach den beiden überzeugenden Siegen zum Ende der Zwischenrunde und im ersten Spiel der Playdown-Serie waren die Wölfe guter Dinge, auf dem Parkett erneut nachlegen zu können. Leider kam es anders. Am Mittwochabend, bis zu dem die Lions eigentlich Bescheid geben wollten, ob sie am Wochenende antreten, wussten die Wolves nach mittlerweile zweieinhalb Wochen Training weiterhin nicht, ob nun ein Spiel bevorsteht oder nicht.
Foto: Pictorial/A. Pichler